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Fernseh-Kameraleute.de

Offener Brief der EB-Tontechnikerinnen und EB-Tontechniker in Köln


Icke

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Dieser offene Brief richtet sich an alle Sender, Produktionsfirmen,
Produktionsdienstleister, Produzenten, Produktionsleiter und Kameraleute
, außerdem an diejenigen,
die gerade darüber nachdenken, die Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton zu ergreifen, sie
bereits ergriffen oder schon beendet haben. Angesprochen sind auch alle EB- Tontechniker in
Deutschland, die noch nicht Teil unseres Netzwerks sind.

Seit einigen Jahren beobachten wir Kölner EB-Tontechniker, dass die produktionsbedingten
Anforderungen ständig steigen; insbesondere in Bezug auf Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen – und
das bei sinkender Vergütung. Der Aufgabenbereich eines EB-Tontechnikers hat sich deutlich
erweitert. Beispielsweise ist die Anzahl der durchschnittlich verwendeten Funkstrecken stark
gestiegen. Darüber hinaus werden Ton mit teils versteckter Mikrofonierung, Kameraassistenz, evtl.
auch das Bedienen von Gopros und zweiter Kamera, sowie Timecodeverkoppelung als selbstverständlich
angesehen. Teilweise ist die Tontasche inzwischen schwerer als die Kamera. Gleichzeitig gewinnen
wir den Eindruck, dass diese Zunahme an Anforderungen nicht gesehen und dementsprechend auch nicht
berücksichtigt wird.

Die Vergütung ist in den letzten 20 Jahren kaum gestiegen; vielmehr ist sie teilweise gar gesunken.
1997 waren 350 DM ein durchschnittlicher Tagessatz für einen Tontechniker mit max. 2 Funken.
Inflationsbereinigt sind das heute 236,91 Euro.

Der Versuch, unternehmerisches Risiko auf freie Mitarbeiter zu übertragen, und die Kreativität
mancher Produktionsleiter, neue kostensparende Regeln für den Ablauf von Dreharbeiten zu ersinnen,
wie z.B. die Selbstbeteiligung bei Mietwagen oder die Anreise als Freizeit zu verbuchen, machen
eine Klarstellung unsererseits in Form von Mindeststandards erforderlich.

Wir möchten Sie − unsere teils langjährigen Kunden − dafür gewinnen, sich mit uns zusammen für den
guten Ton Ihrer Filmproduktion einzusetzen. Das bedeutet, sich auch über Arbeitsbedingungen und
entsprechende Entlohnungen zu verständigen.

Damit weiterhin genügend qualifizierte und motivierte EB-Tontechniker für Sie zur Verfügung stehen,
setzt sich das Kölner EB-Tontechniker-Netzwerk ab dem 1. März 2018 für folgende
Mindeststandards ein:
 
Drehtag
Ein Drehtag hat maximal 10 Stunden und wird mit mindestens 200 € berechnet.

Überstunden
Jede weitere angefangene Stunde wird als Überstunde betrachtet und mit einem Zehntel der
Tagesgage zuzüglich eines Zuschlages von 25 % berechnet (mind. 25 €).
Ab der 3. Überstunde beträgt der Zuschlag 50 % (mind. 30 €).

Beginn / Ende
Ein Drehtag beginnt bei ortsansässigen Produktionsfirmen ab Treffpunkt in der Produktion,
spätestens aber mit dem Prüfen / Packen des Equipments. Er endet nach Versorgen des Equipments in
der Produktion oder auf dem Hotelzimmer. Bei Produktionen außerhalb Kölns
gehören die Anfahrt zum Treffpunkt und die Rückfahrt zur Arbeitszeit. Reisezeiten an
Drehtagen sind Arbeitszeit für alle Mitarbeiter, nicht nur den Fahrer.
 
Pausenzeiten
Innerhalb eines Drehtages mit 10 Stunden ist eine Pause von mindestens 45 Minuten enthalten. Diese
gehört zur Arbeitszeit. 30 Minuten davon müssen am Stück abgehalten werden. Wird die Pausenzeit
unterschritten, wird eine Überstunde extra berechnet.

1/2 Drehtage
Unter der Voraussetzung, dass ein halber Drehtag im Vorfeld (nicht am Drehtag) angefragt wird und
dieser die Zeit von 4 Stunden inklusive An- und Abreise, inklusive des Versorgens des Equipments
nicht überschreitet, wird dieser mit mind. 75 % der Tagesgage berechnet (nach Ablauf der 4 Stunden
werden 100 % berechnet). Dauert der Drehtag länger als 4 Stunden, resultiert daraus keine
Bereitschaft für die Dauer des üblichen 10 Stunden-Drehtages.

Reisetage
Ein Reisetag mit bis zu 5 Stunden Anfahrt wird mit mindestens 50 % Tagesgage berechnet, ein
Reisetag mit über 5 Stunden mit mindestens 75 %. An Reisetagen dreht die Kamera nicht.

Recording / Einsatz von mehr als 4 Funkstrecken
Ist der EB-Tontechniker für das Handling von mehr als 4 Funkstrecken oder für das Kamera-
unabhängige Aufzeichnen verantwortlich, wird eine Mindestgage von 240 € / 10 Stunden berechnet.

Absage von Drehtagen
Erfolgt die Absage eines geplanten Drehtages nicht mindestens 24 Stunden vor Drehbeginn, so wird
der Drehtag in voller Höhe berechnet.

Schäden
Muss ein EB-Tontechniker einen Produktionswagen steuern, beträgt seine Selbstbeteiligung an nicht
vorsätzlich herbeigeführten Schäden 0 €. Für nicht vorsätzlich herbeigeführte Schäden
am Equipment beträgt die Selbstbeteiligung ebenfalls 0 €.
 
Wir möchten Ihnen als unseren Kunden die Möglichkeit geben, sich auf die geforderten Gagen
und Bedingungen einzustellen. Deswegen haben wir eine Übergangszeit bis zum 28. Februar 2018
eingerichtet. Die Mitglieder unseres Netzwerkes sind ab 01. März 2018 nicht mehr bereit, unterhalb
der oben geforderten Standards für Aufträge zur Verfügung zu stehen.

Wir Kölner EB-Tontechniker lieben unseren Beruf, weil er spontan, abwechslungsreich und spannend
ist, weil wir guten Ton lieben und können, weil wir uns für alles interessieren, was mit Kamera und
Technik zu tun hat und weil wir die Arbeit mit Menschen kennen und schätzen. Gerne bringen wir uns
voll ein, wenn Sie das wünschen. Wir begreifen unsere Arbeit nicht als ungeliebtes Sprungbrett zum
Kameramann oder Redakteur, sondern machen sie mit Leib und Seele.

Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Sie Ihre Projekte weiterhin mit hochqualifizierten und
motivierten EB-Tontechnikern umsetzen können. Helfen Sie uns,
zukünftig von unserem Beruf leben zu können.
 
 
Das Kölner EB-Tontechniker-Netzwerk
Köln, 04. Dezember 2017

Christian Butz                           Sasa Mitrovic                             David Lasota
Tobias Gerlach                         Friedemann Striffler                  Robert B. Güneri
Sven Henze                               David Stommel                          Christoph Schilling
Oliver Jonischkeit                    Yvonne Ortland                          Jochen Herzog
Tim Kerker                                Jasmin Gastner                         Julian Berg
Tom Mundt                               Tim van Velsen                          Philipp Helbach
Alexander Winkelnkemper      Sebastian Lipphaus                  Manuel Winkler
Andrew Dwarka                         Nariman Pauli                            Axel Franzen
Josefine Straube                       Payman Barazandeh-Nejad    Juri Beythien
Alexander Joksimovic              Marius Huber                             Bastian Barenbrock
Clemens Dewitz                         Philipp Coenen                          Kersten Wengerofsky
Ronald Reinstein                       Tim Pattberg                              Lisa Pirron
Gunnar Milz                                Stephan Kues                            Christoph Glasneck
Jule Vari                                      Silvio Urso                                  René Nicklaus
Armin Siegwarth                        René Müller                                Tobias Dahlke
Alexander Czart                         Jan Bürger                                  Benedikt Noebels
Viola Hellmann                          Vladislav Zubkov                       Nicole Rogozinski
Stefan Frings                              Martin Sonntag                         Ralf Weber
Guido Bölt                                   Jennifer Frauenkron                 Viktor Epp
Daniel Hallmann                        Leif Hanisch                               Andreas Faigle
Richard Gabriel                          Sascha Bandel                           Tobias Akly Manuel
Jost Knoche                               Sabine Schaper                         Andreas Vogler
Mike Gillig                                   Hendrik Lühdorff                       Marcel Lepel
Gianlucca Reudelsterz              Steven Altig                               Christian Overkamp
Sascha Carbin                            Konstantin Dümpe                   Patrick Logar
Sascha Göke                              Dustin Hildebrandt                   Christian Stäter
Dennis Schönn                          Jasmin Brünnecke                    Nils Kleischmann
Marc Abels                                Julian Joosten                           Aleksandr Chichon
Igor Rubin                                  Nicolas Filter                              David Przypadlo
Nico Weiss                                Robert Schröder                        Marco Strick
Lucas Lutz Erler                        Gustav Schmidt                        Rafael Quesada
Jochim Schlag                          Nils Drescher                            Nils Jaeger
Sophie Menacher                     Rafael Tyblewski                      Jens Neubert
Jan Rosemann                         Dominik Gross                           Marco Gummersbach
Max Lauer                                 Udo Lemke                                 Marcel Dörder
Martin Schulze                         Jörg Follert                                Joakim Scholz
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  • Arni hat den Titel geändert in Offener Brief der EB-Tontechnikerinnen und EB-Tontechniker in Köln

Mal ganz davon abgesehen, dass in Deutschland doch ein Arbeitstag eigentlich in der Regel nur 8h lang sein darf.

Ich will nicht wissen wer da auf Auftraggeber-Seite alles schon mit einem Bein im Knast steht. Da müsste nur mal Einer einen entscheidenden Tipp an die zuständige Behörde geben und die ganze Branche würde zusammenfallen wie ein Kartenhaus. ;)

Du bist flexibel, arbeitest gern mehr als 10 Stunden am Tag und verzichtest gern auf eine Überstundenvergütung?
Auf freie Wochenenden kannst Du gern verzichten und eine eigene Familie willst Du sowieso nie gründen, geschweige denn ernähren?
Du möchtest kreativ arbeiten, und das für einen Lohn knapp über dem Gastro-Gewerbe?
Dann mach doch einfach irgend was mit Medien! :D

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Deshalb haben es die mitteldeutschen Kollegen dieses Jahr auch als erste geschafft die 8 Stunden für freie Teams wieder durchzusetzen.

Nur wieso klappt das anderswo nirgends?! Sind die Kollegen in Köln, Berlin, Hamburg, München etc. nur "Freie zweiter Klasse"?

Aber da kann @GSch von fairTV sicher mehr zu sagen.

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