Icke Posted December 4, 2017 Report Posted December 4, 2017 Dieser offene Brief richtet sich an alle Sender, Produktionsfirmen, Produktionsdienstleister, Produzenten, Produktionsleiter und Kameraleute, außerdem an diejenigen, die gerade darüber nachdenken, die Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton zu ergreifen, sie bereits ergriffen oder schon beendet haben. Angesprochen sind auch alle EB- Tontechniker in Deutschland, die noch nicht Teil unseres Netzwerks sind. Seit einigen Jahren beobachten wir Kölner EB-Tontechniker, dass die produktionsbedingten Anforderungen ständig steigen; insbesondere in Bezug auf Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen – und das bei sinkender Vergütung. Der Aufgabenbereich eines EB-Tontechnikers hat sich deutlich erweitert. Beispielsweise ist die Anzahl der durchschnittlich verwendeten Funkstrecken stark gestiegen. Darüber hinaus werden Ton mit teils versteckter Mikrofonierung, Kameraassistenz, evtl. auch das Bedienen von Gopros und zweiter Kamera, sowie Timecodeverkoppelung als selbstverständlich angesehen. Teilweise ist die Tontasche inzwischen schwerer als die Kamera. Gleichzeitig gewinnen wir den Eindruck, dass diese Zunahme an Anforderungen nicht gesehen und dementsprechend auch nicht berücksichtigt wird. Die Vergütung ist in den letzten 20 Jahren kaum gestiegen; vielmehr ist sie teilweise gar gesunken. 1997 waren 350 DM ein durchschnittlicher Tagessatz für einen Tontechniker mit max. 2 Funken. Inflationsbereinigt sind das heute 236,91 Euro. Der Versuch, unternehmerisches Risiko auf freie Mitarbeiter zu übertragen, und die Kreativität mancher Produktionsleiter, neue kostensparende Regeln für den Ablauf von Dreharbeiten zu ersinnen, wie z.B. die Selbstbeteiligung bei Mietwagen oder die Anreise als Freizeit zu verbuchen, machen eine Klarstellung unsererseits in Form von Mindeststandards erforderlich. Wir möchten Sie − unsere teils langjährigen Kunden − dafür gewinnen, sich mit uns zusammen für den guten Ton Ihrer Filmproduktion einzusetzen. Das bedeutet, sich auch über Arbeitsbedingungen und entsprechende Entlohnungen zu verständigen. Damit weiterhin genügend qualifizierte und motivierte EB-Tontechniker für Sie zur Verfügung stehen, setzt sich das Kölner EB-Tontechniker-Netzwerk ab dem 1. März 2018 für folgendeMindeststandards ein: Drehtag Ein Drehtag hat maximal 10 Stunden und wird mit mindestens 200 € berechnet. Überstunden Jede weitere angefangene Stunde wird als Überstunde betrachtet und mit einem Zehntel der Tagesgage zuzüglich eines Zuschlages von 25 % berechnet (mind. 25 €). Ab der 3. Überstunde beträgt der Zuschlag 50 % (mind. 30 €). Beginn / Ende Ein Drehtag beginnt bei ortsansässigen Produktionsfirmen ab Treffpunkt in der Produktion, spätestens aber mit dem Prüfen / Packen des Equipments. Er endet nach Versorgen des Equipments in der Produktion oder auf dem Hotelzimmer. Bei Produktionen außerhalb Kölns gehören die Anfahrt zum Treffpunkt und die Rückfahrt zur Arbeitszeit. Reisezeiten an Drehtagen sind Arbeitszeit für alle Mitarbeiter, nicht nur den Fahrer. Pausenzeiten Innerhalb eines Drehtages mit 10 Stunden ist eine Pause von mindestens 45 Minuten enthalten. Diese gehört zur Arbeitszeit. 30 Minuten davon müssen am Stück abgehalten werden. Wird die Pausenzeit unterschritten, wird eine Überstunde extra berechnet. 1/2 Drehtage Unter der Voraussetzung, dass ein halber Drehtag im Vorfeld (nicht am Drehtag) angefragt wird und dieser die Zeit von 4 Stunden inklusive An- und Abreise, inklusive des Versorgens des Equipments nicht überschreitet, wird dieser mit mind. 75 % der Tagesgage berechnet (nach Ablauf der 4 Stunden werden 100 % berechnet). Dauert der Drehtag länger als 4 Stunden, resultiert daraus keine Bereitschaft für die Dauer des üblichen 10 Stunden-Drehtages. Reisetage Ein Reisetag mit bis zu 5 Stunden Anfahrt wird mit mindestens 50 % Tagesgage berechnet, ein Reisetag mit über 5 Stunden mit mindestens 75 %. An Reisetagen dreht die Kamera nicht. Recording / Einsatz von mehr als 4 Funkstrecken Ist der EB-Tontechniker für das Handling von mehr als 4 Funkstrecken oder für das Kamera- unabhängige Aufzeichnen verantwortlich, wird eine Mindestgage von 240 € / 10 Stunden berechnet. Absage von Drehtagen Erfolgt die Absage eines geplanten Drehtages nicht mindestens 24 Stunden vor Drehbeginn, so wird der Drehtag in voller Höhe berechnet. Schäden Muss ein EB-Tontechniker einen Produktionswagen steuern, beträgt seine Selbstbeteiligung an nicht vorsätzlich herbeigeführten Schäden 0 €. Für nicht vorsätzlich herbeigeführte Schäden am Equipment beträgt die Selbstbeteiligung ebenfalls 0 €. Wir möchten Ihnen als unseren Kunden die Möglichkeit geben, sich auf die geforderten Gagen und Bedingungen einzustellen. Deswegen haben wir eine Übergangszeit bis zum 28. Februar 2018 eingerichtet. Die Mitglieder unseres Netzwerkes sind ab 01. März 2018 nicht mehr bereit, unterhalb der oben geforderten Standards für Aufträge zur Verfügung zu stehen. Wir Kölner EB-Tontechniker lieben unseren Beruf, weil er spontan, abwechslungsreich und spannend ist, weil wir guten Ton lieben und können, weil wir uns für alles interessieren, was mit Kamera und Technik zu tun hat und weil wir die Arbeit mit Menschen kennen und schätzen. Gerne bringen wir uns voll ein, wenn Sie das wünschen. Wir begreifen unsere Arbeit nicht als ungeliebtes Sprungbrett zum Kameramann oder Redakteur, sondern machen sie mit Leib und Seele. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Sie Ihre Projekte weiterhin mit hochqualifizierten und motivierten EB-Tontechnikern umsetzen können. Helfen Sie uns, zukünftig von unserem Beruf leben zu können. Das Kölner EB-Tontechniker-Netzwerk Köln, 04. Dezember 2017 Christian Butz Sasa Mitrovic David Lasota Tobias Gerlach Friedemann Striffler Robert B. Güneri Sven Henze David Stommel Christoph Schilling Oliver Jonischkeit Yvonne Ortland Jochen Herzog Tim Kerker Jasmin Gastner Julian Berg Tom Mundt Tim van Velsen Philipp Helbach Alexander Winkelnkemper Sebastian Lipphaus Manuel Winkler Andrew Dwarka Nariman Pauli Axel Franzen Josefine Straube Payman Barazandeh-Nejad Juri Beythien Alexander Joksimovic Marius Huber Bastian Barenbrock Clemens Dewitz Philipp Coenen Kersten Wengerofsky Ronald Reinstein Tim Pattberg Lisa Pirron Gunnar Milz Stephan Kues Christoph Glasneck Jule Vari Silvio Urso René Nicklaus Armin Siegwarth René Müller Tobias Dahlke Alexander Czart Jan Bürger Benedikt Noebels Viola Hellmann Vladislav Zubkov Nicole Rogozinski Stefan Frings Martin Sonntag Ralf Weber Guido Bölt Jennifer Frauenkron Viktor Epp Daniel Hallmann Leif Hanisch Andreas Faigle Richard Gabriel Sascha Bandel Tobias Akly Manuel Jost Knoche Sabine Schaper Andreas Vogler Mike Gillig Hendrik Lühdorff Marcel Lepel Gianlucca Reudelsterz Steven Altig Christian Overkamp Sascha Carbin Konstantin Dümpe Patrick Logar Sascha Göke Dustin Hildebrandt Christian Stäter Dennis Schönn Jasmin Brünnecke Nils Kleischmann Marc Abels Julian Joosten Aleksandr Chichon Igor Rubin Nicolas Filter David Przypadlo Nico Weiss Robert Schröder Marco Strick Lucas Lutz Erler Gustav Schmidt Rafael Quesada Jochim Schlag Nils Drescher Nils Jaeger Sophie Menacher Rafael Tyblewski Jens Neubert Jan Rosemann Dominik Gross Marco Gummersbach Max Lauer Udo Lemke Marcel Dörder Martin Schulze Jörg Follert Joakim Scholz 2
Limes815 Posted December 4, 2017 Report Posted December 4, 2017 Diesen Appell meiner Kollegen kann ich nur unterstützen und ihnen viel Erfolg bei der Durchsetzung wünschen! Dieser Schritt ist längst überfällig und ich hoffe da auf die nötige Geschlossenheit untereinander. Nur gemeinsam ist man stark und kann im Ernstfall Berge versetzen.
op/akm Posted December 5, 2017 Report Posted December 5, 2017 Mal ganz davon abgesehen, dass in Deutschland doch ein Arbeitstag eigentlich in der Regel nur 8h lang sein darf. Ich will nicht wissen wer da auf Auftraggeber-Seite alles schon mit einem Bein im Knast steht. Da müsste nur mal Einer einen entscheidenden Tipp an die zuständige Behörde geben und die ganze Branche würde zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Du bist flexibel, arbeitest gern mehr als 10 Stunden am Tag und verzichtest gern auf eine Überstundenvergütung? Auf freie Wochenenden kannst Du gern verzichten und eine eigene Familie willst Du sowieso nie gründen, geschweige denn ernähren? Du möchtest kreativ arbeiten, und das für einen Lohn knapp über dem Gastro-Gewerbe? Dann mach doch einfach irgend was mit Medien!
Icke Posted December 5, 2017 Author Report Posted December 5, 2017 Deshalb haben es die mitteldeutschen Kollegen dieses Jahr auch als erste geschafft die 8 Stunden für freie Teams wieder durchzusetzen. Nur wieso klappt das anderswo nirgends?! Sind die Kollegen in Köln, Berlin, Hamburg, München etc. nur "Freie zweiter Klasse"? Aber da kann @GSch von fairTV sicher mehr zu sagen.
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